21.04.2014

Armut in Österreich

Österreich: Armut im eigenem Land

 Die Armut lebt auch in Österreich. Von Armut betroffen ist nicht nur, wer auf der Straße schläft. In Österreich, einem relativ reichem Land, ist Armut oft erst auf den zweiten Blick erkennbar. Armut versteckt sich häufig in kleinen Wohnungen vollgestopft mit billigen und ungesunden Sachen und auch ein großer Flat- TV darf nicht fehlen, um am gesellschaftlichem Leben teilzunehmen. Laut aktuellen Statistiken gelten ganze 12,6 % als armutsgefährdet. Weitere 5,2 % sind sogar manifest arm, das bedeutet diese Menschen müssen dauerhaft in Armut leben.  In Zahlen umgerechnet sind es 431.000 Menschen in Österreich, die sich ihr Leben nicht finanzieren können. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer. 

Was bedeutet für mich Armut? Persönliche Definition. 

Was ist Armut? ARMUT ?! Ist Armut definierbar? Der Duden würde den Begriff "Armut" wie folgt definieren: Bedürftigkeit, Kümmerlichkeit und Kargheit. Alles schön und gut, aber ab wann wird jemand als arm bezeichnet? Wie sichtlich habe ich ein kleines Problem eine treffende Definition für den Begriff Armut zu finden. Armut kann so vieles bedeuten. Armut kann viele Ursachen haben und trägt auch viele Folgen mit sich. Es ist ein richtiger Teufelskreis. Ein simples Beispiel wäre: Eine Person verliert ihre langjährige Arbeitsstelle in Zeiten der Wirtschaftskrise, ist somit arbeitslos (Ursache), und dies trägt aber viele Konsequenzen mit sich. Für mich ist man nicht erst dann arm, wenn man sich nichts mehr zu essen und eine Unterkunft leisten kann. Es reicht, nicht imstande zu sein, so zu leben wie es der gesellschaftliche Norm entspricht. Im Leben von Armut mangelt es an vielen Aspekten (unerwartete Ausgaben fallen an, gesunde Nahrungsmittel, sichere Wohnstelle,...)
Armut ist, ein Mangel an Grundbedürfnissen die nicht erfüllt werden können. Nicht zu wissen, ob es ein morgen geben wird. 

Wo gibt es Armut in meiner Lebenswelt?

Mir ist kein Fall von Armut in meinem persönlichem Umfeld bekannt. Dennoch gibt es genügend. Es vergeht kein Tag wo ich nicht einem bedürftigen Menschen begegne. Menschen geraten wegen den unterschiedlichsten Gründen in soziale Not. Schon in der Früh steht beim U-Bahn Aufgang ein Augustin- Verkäufer. Um kurz zu erklären was hinter dem Augustin Konzept steckt, habe ich hier das Leitbild herausgesucht: Das Konzept des Augustin ist es, keine Gruppe auszuschließen. Menschen die aus welchen Gründen auch immer, in soziale Not geraten sind, finden im Vertriebsbüro Zuspruch. Ein äußerst freundlicher junger Mann, schenkt den vorbeigehenden Passanten auf der Landstraße täglich ein Lächeln und versucht singend seine Augustinzeitung zu verkaufen um ein wenig Geld zu verdienen. Dieses Bild sehe ich täglich in der Früh. Plant man am Nachmittag eine kleine Shoppingtour auf der Kärtnerstraße erblickt man weitere bedürftige Menschen. Den einen Menschen kann man ansehen, dass sie von sogenannten "Bettelorganisationen" stammen, anderen wieder rum sieht man an, dass sie tatsächlich Hilfe benötigen. Außerdem wird man auch des öfteren in den Medien mit dem Thema Armut konfrontiert. Des weiteren wird durch Werbung und Plakate auf der Straße auf soziale Hilfsorganisationen aufmerksam gemacht. 

Wie gehe ich mit offensichtlicher Armut zB.: auf der Straße um?

Mittlerweile gehe ich schon unbewusst bettelnden Menschen vorbei. Man blickt über die Menschen und ihr Schicksal hinweg. Vor allem wenn man in Eile ist (was bei mir oft der Fall ist), hat man nicht die Möglichkeit, um genau auf die Obdachlosen zu schauen. Doch es gibt genügend. Schaut man nach links sitzt ein Mann mittleren Alters auf der Straße, blickt man gerade aus, sitzt eine ältere Frau verkrochen in einer Nische und rechts davon sitzt eine junge Mutter mit ihrem Kind und einer Alkoholflaschen hilflos da. 
Ich kann von zwei Fällen berichten, die ich erst vor kurzem selbst erlebt habe. Zum einen wäre hier der Fall, dass ich nach der Schule auf der Landstraße spazieren gegangen bin, und auf der Straße in einer Nische zurückgezogen ist eine junge Mutter mit ihrem Kind gesessen. Normalerweise gehe ich nicht auf Menschen zu, doch dieses Mal hab ich es getan. Es war kurz vor Ostern. Zuvor war ich beim Billa und hatte dadurch ein paar Lebensmittel in meiner Tasche. Ich verwickelte die junge Frau in ein kurzes Gespräch. Die Dame hat gut Deutsch gesprochen und auch sehr gebildet gewirkt. Schlussendlich habe ich sie gefragt, ob sie vielleicht eine Semmel und Kekse haben möchte, welche ich gerade eben im Supermarkt gekauft habe. Sie sah mich nicht wissend was sie sagen soll an. Doch ich sah in ihren Augen die Verzweiflung, wie sie ihr Kind ernähren soll in den nächsten Tagen. Das Kind war zwischen 4-6 Jahren alt. Ich gab ihr eine Semmel und Kekse. Sie war mir so dankbar. Einen so dankbaren Menschen bin ich schon länger nicht begegnet. Diese Kleinigkeit wurde von der Frau so sehr geschätzt. Ich muss zugeben, ich habe mich danach auch ein wenig besser gefühlt. Zu wissen, dass man gerade eben eine gute Tat vollbracht hat. Ja, das war der eine Fall.
Hinzufügen ist auch noch, dass es nicht oft der Fall ist, dass Essen nicht oft von Obdachlosen angenommen wird. Geld wird bevorzugt. Nein. Einfach nein. Geld gebe ich nicht her. Entweder es wird ihnen wenig später von einer Bettelorganisation abgenommen oder sie gehen in den nächsten Supermarkt und kaufen sich eine Vodkaflasche. Alkohol ist die Lösung für viele. 
Und hier bin ich schon beim zweiten Vorfall von dem ich euch berichten möchte. Samstagabend ging ich mit ein paar Freuden in der Wiener Innenstadt spazieren. Wir begegneten am Straßenrand sitzend zwei Männern, geschätzte vierzig Jahre alt, die auf einem Karton geschrieben haben: "Wir sammeln jeden Groschen für eine weitere Vodkaflasche, damit uns trotz unseres Schicksals, warm ums Herz bleibt." Hm ja. Im ersten Moment vielleicht lustig. Nein ist es nicht. Diese zwei Herrschaften fordern Geld. Oder womöglich noch lieber wäre ihnen sofort eine Vodkaflasche. Nun ja, halten tu ich nicht wirklich viel davon, doch eines muss gesagt sein: Sie sind wenigstens ehrlich. Sie spielen niemanden etwas vor, sie sagen was Sache ist. Sie brauchen Geld um sich Alkohol zu kaufen. Was anderes wollen sie nicht. 
Dennoch ist zu sagen, es gibt so viele Hilfsorganisationen, warum werden diese nicht von jedem genützt? Jeder hat ein recht darauf, bevor er ein Leben auf der Straße in Kauf nehmen muss. 

Was halte ich von den sogenannten "Bettelverboten", die jetzt überall in Österreich gesetzlich eingeführt werden?

Da bleibt mir nur eines zu sagen. Ganz klar. Verfassungswidrig. Es verstößt gegen das Recht auf persönliche Lebensgestaltung und Meinungsfreiheit/ Äußerung. Meiner Meinung nach, verfolgt das Bettelverbot falsche Ziele. Die Idee ist, die Obdachlosen von der Straße zu verbannen und eine "reine, saubere" Stadt zu gestalten.Ein Obdachloser hat keine bösen Absichten im Kopf, ganz im Gegenteil, er ist geprägt von Schicksalsschlägen und möchte jetzt nur Gebrauch von der Hilfsbereitschaft der Menschen nehmen. Armut sollte nicht vom Gesetz versteckt werden, sondern klar aufgedeckt werden und dagegen angekämpft werden. Ich bin schon viel gereist, habe vieles gesehen, und wenn man unsere Probleme gegenüber Bettlern in einem anderen europäischen Land erzählt, dann würden wir glaub ich ausgelacht werden. ^

Hunger auf Kunst und Kultur

Die Aktion "Hunger auf Kunst und Kultur" wurde 2003 von Schauspielhaus Wien in Kooperation mit der Armutskonferenz initiiert, um die Türen und Tore zu Kunst und Kultur auch für sozial benachteiligte Menschen zu öffnen. 

Idee von dieser Organisation

Auch Menschen mit finanziellen Engpässen haben ein Recht auf Kunst und Kultur. Der Kulurpass macht es möglich. Mit solch einem Ausweis erhalten sozial benachteiligte Menschen freien Eintritt in zahlreiche kulturelle Einrichtungen. 
Zu Gute kommen soll diese Aktion allen, die gerne am kulturellen Leben teilnehmen möchten, es sich allerdings nicht leisten können. Menschen, die unter der Armutsgefährdungsgrenze leben, die Mindestsicherung oder Mindestpension beziehen, Menschen mit Notstandshilfe,...

Ich finde die Idee dieser Organisation wirklich super. Erst im Zuge meiner Recherche bin ich auf die Organisation "Hunger auf Kunst und Kultur" gestoßen, davor wusste ich nichts darüber, aber ich halte es für ein äußerst spannendes Projekt. Oft wird vergessen wie wichtig Kunst und Kultur für die Menschenseele ist, und deswegen sollte jeder Mensch das Recht auf Zugang zu Kunst und Kultur bekommen. 
Warum sollte man sich nicht bei dieser Organisation ehrenamtlich im Kampf gegen die Armut engagieren? Natürlich würde ich diese vom Schauspielhaus und der Armutskonferenz 2003 gegründete Aktion unterstützen, damit Freikarten für Kunst und Kultur kein Privileg nur für VIP's sind, sondern eine Selbstverständlichkeit auch für jene Menschen, die sich es anders nicht leisten können aber gerne würden. 


Beurteilungskriterium
Abstufungen
Auseinandersetzung mit Armut
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig
Reflexion Bettelverbot
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig
Analyse Initiative
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig

Persönlicher Kommentar

Impulsgebend für meine Themenwahl war das Kurzvideo "Arm und Reich in Österreich", welches wir uns im Unterricht angesehen haben. Ich habe mich mit dem Thema "Armut" sehr sorgfältig auseinandergesetzt. Vor allem zu Feiertagen, so ist es zumindest bei mir, mache ich mir besonders viele Gedanken über Armut. Weil da wird mir erst so richtig bewusst, wie gut es meiner Familie und mir geht und das es nicht selbstverständlich ist. Bei vielen ist der Begriff "Armut" auch eine Art Tabuthema. "Bitte nur kein Gerede von Armut"
Es muss offen darüber geredet werden, denn es kann uns alle betreffen. Ich fand es sehr interessant mich mit diesem Thema einen ganzen Nachmittag zu beschäftigen. Durch diesen Blogeintrag, sehe ich jetzt einiges in meinem Leben anders. Nichts ist selbstverständlich. Je mehr ich mich mit der Armut in Österreich befasst habe, umso stärker habe ich den Eindruck gewonnen, dass das soziale System reformiert gehört. Wie lange wird es dauern, bis die Gesellschaft, also wir, das bemerken, und wir wieder lernen uns gegenseitig zu unterstützen und zu helfen?

Quellen:

  • http://www.hungeraufkunstundkultur.at/jart/prj3/hakuk/main.jart
  • http://www.armutskonferenz.at/
  • http://www.armutskonferenz.at/index.php?option=com_content&task=view&id=483&Itemid=420

1 Kommentar:

  1. Liebe Nathalie,
    Du hast wirklich sehr ausführlich gearbeitet und auch ich muss sagen, dass ich mir über Ostern Gedanken zu dem Thema gemacht haben, nämlich in die Richtung, wie gut es mir eigentlich geht, wenn man an einem herrlich gefüllten Ostertisch sitzt...! DIe zwei von dir geschilderten Situationen finde ich sehr interessant und zeigen so gut, wie unterschiedlich Armut auch im Alltag erfahren werden kann! Wirklich super gemacht!

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