14.05.2014

Armut in Österreich


Armut in Österreich


Was bedeutet für dich Armut? 


Armut heißt für mich nicht zwangsläufig, dass man Obdachlos ist, denn das sind Menschen die einfach kein Dach über dem Kopf haben. Damit meine ich, dass es viele Menschen gibt, die zwar eine Wohnung haben, aber die in Wirklichkeit vielleicht sogar noch schlimmer dran sind als ein Obdachloser. Man kann in seinem gemütlichen Bett liegen und so tun als wäre alles in Ordnung, aber dabei in sehr hohen Schulden stecken, die man nicht begleichen kann. In einfachen Worten Armut ist für mich, wenn man kein Geld hat um sich auch nur das Notwendigste zu leisten wie zum Beispiel Brot. Viele kaufen sich teure Geräte nur damit auch ja niemand bemerkt, dass man arm ist und in der Gesellschaft nicht sinkt, denn Armut ist traurigerweise noch ein Tabuthema. Arm ist nicht nur, wer keine Wohnung und keinen Job hat, sondern arm ist, wer am gesellschaftlichen, sozialen und politischen Leben nicht teilnehmen kann.

Wo gibt es Armut in deiner Lebenswelt?


Die Frage ist schwer zu beantworten, denn wie gesagt ist Armut ein Tabuthema und deshalb krieg ich persönlich nicht wirklich was davon mit und sogar in meiner Familie wird nie über Geld gesprochen. Mein Vater hat nämlich einmal gesagt: „Frag deine Oma nie wie alt sie ist, deine Mutter nie wie viel sie wiegt und mich nie wie viel Geld ich habe.“ Ich habe nur mitbekommen wie viele meiner Freunde, die gerade dabei sind eine Lehre zu machen, für ein paar Monate ausgezogen sind und dann aber wieder zurück zu ihrer Familie ziehen mussten, weil sie sich die eigene Wohnung einfach nicht leisten konnten. Heutzutage ist es nicht leicht mit seinem Gehalt auszukommen, denn je mehr man verdient, desto mehr Steuern zahlt man und am Ende des Monats bleibt einem wenn überhaupt nur sehr wenig übrig, denn man gibt ja allein die Hälfte seines Einkommens für die Wohnung aus. Ansonsten sehe ich natürlich immer irgendwo auf der Straße Obdachlose, die betteln müssen um durchs Leben zu kommen.

Wie gehst du mit offensichtlicher Armut z.B. auf der Straße um?


Um ehrlich zu sein, bin ich oft gezwungen einfach an Bettlern vorbeizugehen, denn ich habe es fast immer eilig. Wenn ich zum Beispiel zur Nachhilfe fahre, dann sehe ich immer an jeder Ecke Bettler, aber ich muss weitergehen, weil ich sonst zu spät komme und nach der Nachhilfe muss ich mich wieder beeilen, weil ich danach immer Cambridge habe und der Herr Professor Kummenecker immer Anfälle bekommt, wenn ich zu spät komme. In den Sommerferien haben mein Bruder und ich den Führerschein gemacht und da sind wir jeden Tag vor 7 bei der U-Bahn Station gewesen und haben immer denselben Mann gesehen, der war immer vor uns da und hatte wirklich jeden Tag eine 10 Stunden Schicht auf die Minute genau. Er hatte nämlich eine Uhr am Handgelenk, die er unter seinem Jackett versteckt trägt. Ja genau er trägt ein Jackett, ein grünes um genau zu sein. Mein Bruder war schon immer der sozialere von uns beiden und hat ihm eines Morgens etwas zum Essen gegeben und der Mann hat es angenommen gegessen und ihn dann auf rumänisch beschimpft mit der Begründung, dass er Geld wollte. Da mein Bruder, aus welchem Grund auch immer, sehr viel auf rumänisch versteht, hat er natürlich verstanden, was der Mann gesagt hat und ihn ab dann ignoriert hat. Es ist eigentlich eine Frechheit, wenn man versucht nett zu sein und dann auch noch beschimpft wird. An einem anderen Tag haben wir einen Mann gesehen, der ganz normal vor uns gegangen ist und ein paar Minuten später haben wir ihn an einer Ecke sitzend mit einer Beinprothese, Krücken und einem Schild gesehen. Auf dem Schild stand ein deutscher Satz, wo absichtlich Rechtschreib- und Grammatikfehler eingebaut waren und das wirklich unter allen Bettlern einheitlich zu finden ist. Daran haben wir natürlich sofort erkannt, dass er zu einer Bande gehört. Ich habe weiter vorne Polizisten entdeckt und habe meinen Bruder gebeten den Mann zu provozieren und habe in der Zwischenzeit die Polizisten unter dem Vorwand jemand habe mein Auto zerkratzt hergeholt und dann haben wir alle zusammen miterlebt wie der angeblich behinderte Mann aufgestanden ist und meinem Bruder hinterher gehetzt ist. Das Letzte was ich mitbekommen habe, war dass die netten Polizisten mit dem Mann geredet haben. Ich weiß, dass das fies war, aber das ist mir egal, denn ich finde, dass das Betrug ist vorzugeben behindert zu sein nur um die Menschen abzuzocken, wer weiß vielleicht hat der sogar mehr Geld als ich. Zusammenfassend kann ich nur sagen: da ich nie wirklich die Hintergrundgeschichte eines Bettlers kenne, möchte ich auch nicht mein Geld für vermeintliche Obdachlose ausgeben.

Was hältst du von den sogenannten „Bettelverboten“, die jetzt überall in Österreich gesetzlich eingeführt werden?


Ich finde es um ehrlich zu sein nicht gut, denn diese Menschen schaden keinem und es gibt welche unter ihnen, die wirklich auf dieses Geld angewiesen sind und wenn man ihnen plötzlich verbietet zu betteln, dann werden sie höchstwahrscheinlich verhungern und sterben. Es gibt zwar Hilfsorganisationen, aber die können nicht jedem helfen, denn es gibt einfach so viele Bettler. Was mir nur auf die Nerven geht, sind die Bettler, die in die U-Bahn einsteigen und dann solange bei einem stehen bleiben bis man ihnen Geld gibt und das tut man meist auch, weil sie nicht gut riechen und man sie weg haben möchte. Was mir persönlich noch auf die Nerven geht, sind diese ganzen „SängerInnen“. Ich meine damit nicht die wirklichen Könner, die sich mit ihrem Instrument beim Stephansplatz hinstellen, sondern ich meine diese Bettler, die teilweise total schief singen und auf einer Sprache, die sowieso niemand versteht, woher soll ich wissen, ob die nicht irgendetwas fieses für mich singen, wie der Mann der meinen Bruder auf seiner Sprache beschimpft hat, aber trotzdem sein Essen gegessen hat.


Initiative:


Mit COM 4 KIDS aktiv gegen Armut und soziale Ausgrenzung 


Computer und Internet gehören heute weitgehend in Österreichs Pflichtschulen zum notwendigen Ausstattungsumfang der Schüler. Kinder von hilfsbedürftigen Familien, die keine Möglichkeit und/oder keinen Zugang zu einem Computer und Internet haben, werden ausgegrenzt und sind bei Bildung, Information und Zukunftschancen benachteiligt. Daher bekommen sie kostenlosen Computer-Sets und diese lösen damit ein besonders wichtiges Problem bedürftiger Familien und schaffen finanziellen Freiraum. Manifeste Armut wird wirksam schon beim Auftritt bekämpft und soziale Ausgrenzung durch zielgerichtete Verteilung bei armutsgefährdeten Familien nachhaltig verhindert. Einer sehr großen Anzahl von bedürftigen Familien wird damit sehr rasch, effizient und nachhaltig geholfen. Ich finde die Idee sehr gut und hätte ich von dieser Aktion früher erfahren, hätte ich meinen Computer gespendet, aber stattdessen habe ich ihn weggeschmissen. Sonst wüsste ich nicht wie ich mich noch engagieren könnte.


1. Beurteilungsraster

Beurteilungskriterium
Abstufungen
Auseinandersetzung mit Armut
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig
Reflexion Bettelverbot
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig
Analyse Initiative
sehr ausführlich
ausführlich
ausreichend
minimalistisch
zu wenig




2. Persönlicher Kommentar

Ich habe versucht so genau wie nur möglich zu antworten und bin mit dem Ergebnis relativ zufrieden. Ich habe mich noch nie zuvor mit diesem Thema befasst und habe in dem Moment wo ich das alles geschrieben habe, erfahren wie ich darüber denke, denn es war mir eigentlich nie bewusst, da ich meistens an Bettlern vorbeigehe und sie nicht wirklich beachte.

1 Kommentar:

  1. Liebe Yasemin,
    Ich finde, du hast dir sehr ausführlich Gedanken zum Thema gemacht, vor allem bei dem Teil über offensichtliche Armut. Du kannst deine Meinung und Ansichten gut auf den Punkt bringen und es ist immer nachvollziehbar, warum du so denkst. Super gemacht!

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